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"Geben füllt das Herz" - eine ehrenamtliche Hospizbegleiterin erzählt

Ambulante Hospiz und Palliativberatung Fürstenfeldbruck, Fürstenfeldbruck, 04.02.2021

Ehrenamtliche Hospizbegleiter unterstützen und entlasten die Patienten und deren Angehörige, indem sie sich Zeit nehmen und einfach da sind. Sie sind oft wichtige Ansprechpartner, nicht nur für die Patienten, sondern auch für die Angehörigen. 
Was sie antreibt und warum sie die ehrenamtliche Hospizbegleitung wichtig findet, diese und andere Fragen beantwortet unsere langjährige engagierte Helferin Anja Kobs in einem Interview. Sie begleitet ehrenamtlich Patienten und ihre Angehörigen. Wir suchen immer ehrenamtliche Hospizbegleiterinnen und -begleiter, die uns bei unserer Arbeit unterstützen und bieten dazu auch Kurse an. Anja Kobs will auch andere dazu motivieren, sich in der Hospizarbeit zu engagieren.

Anja Kobs, ist seit 2,5 Jahren als ehrenamtliche Hospizbegleiterin beim Ambulanten Hospiz- und Palliativberatungsdienst der Caritas Fürstenfeldbruck tätig und unterstützt unsere Arbeit zusätzlich durch öffentlichkeitswirksame Benefizläufe und Radsportveranstaltungen. Im Interview erzählt sie, was sie zu ihrem Engagement als ehrenamtliche Hospizbegleiterin motiviert und wie die Idee zu ihren Benefizveranstaltungen zustande kam

- vielen herzlichen Dank, Anja! ❤


Was hat dich motiviert, als ehrenamtliche Hospizbegleiterin tätig zu werden?
Ich arbeite seit einigen Jahren in Teilzeit, weil ich u.a. semi-professionell den Lauf- und Triathlonsport ausübe und vor allem auch, weil mir Lebenszeit wichtiger ist als Geld. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, mich ehrenamtlich sozial zu engagieren, weil dies ein Bereich ist, der leider ein Schattendasein in Deutschland fristet, nicht genug gefördert wird, aber so wichtig ist Hospizbegleitung deswegen, weil das eine noch größere Nische ist. Das Thema „Tod & Sterben“ hat hierzulande noch keine Offenheit erfahren. 

Die Benefizläufe entstanden dann aus der Idee, den Sport und das Ehrenamt zu verbinden. 


Was machst du bei einer Hospizbegleitung?
Jede Begleitung läuft anders und man muss sich immer wieder neu auf den Patienten und die Angehörigen einstellen. Mal ist es nur zuhören, mal ist es Aufarbeitung der Vergangenheit oder einfach auch „nur“ Gesprächspartner für die Angehörigen zu sein. 


Auch der Hospizdienst konnte 2020 Corona-bedingt nicht wie sonst arbeiten, besonders die ehrenamtlichen Tätigkeiten waren nicht möglich.
Letztes Jahr war begleitungstechnisch leider nicht viel drin und das war für die Finanzierung des Hospizdienstes eklatant. Daher entschloss ich mich, zu zwei Benefizaktionen, um Spenden für den Dienst zu sammeln: Im April bin ich einen Solo-Marathon (42,195 km) an der Münchner Ruderregattastrecke gelaufen. Mein Ziel war, unter drei Stunden zu bleiben, was mir gelungen ist. Das Wissen, dass das Ganze auch noch für einen guten Zweck ist, hat mir dabei aber als Motivation sehr geholfen. 

Im Juli bin ich die Deutsche Alpenstraße (428 km und 5700 Höhenmeter) in drei Etappen mit dem Rennrad abgefahren, unter dem Motto: „Gemeinsam Berge bezwingen“. Auch hier konnte ich wieder wichtige finanzielle Mitte „er-radeln“. Für das Frühjahr 2021 ist auch schon wieder eine Aktion geplant:50 km durch den Landkreis Fürstenfeldbruck.


Hat sich durch das Ehrenamt dein Leben verändert?
Ja, auf alle Fälle. Ich fand allein die Schulung mit fast einem 3/4 Jahr schon eine unheimliche persönliche Erfahrung und Bereicherung. Zudem bin ich nun einfach geerdet und sehe „Probleme“ viel relaxter. Im Großen und Ganzen leben wir in Deutschland trotz Corona immer noch auf einer Insel der Glückseligen und sollten uns viel mehr in Demut halten. 


Wie reagieren Familie und Freunde auf dein Ehrenamt?
Zu anfangs war es eher ein Schock. Das Thema Tod ist leider immer noch so negativ behaftet. Mittlerweile hat sich das aber gewandelt und die meisten haben Hochachtung davor.  


Hast du eine Begleitung, die dir besonders in Erinnerung ist?
Ja, eine Dame im Pflegeheim in München. Sie konnte nicht loslassen, da sie einen 40 Jahre alten Disput mit ihrer Schwester nicht beilegen konnte. Nach einigen Besuchen erzählte sie mir, dass sie es endlich geschafft hat, mit der Schwester Kontakt aufzunehmen und mit ihr zu sprechen. Kurze Zeit später ist sie friedlich und in Ruhe eingeschlafen. Da war ich schon ein bisschen stolz, aber auch beruhigt. 


Gibt es auch Momente, die schwer(er) fallen?
Was mir immer weh tut ist, wenn Menschen nicht loslassen können, weil sie noch etwas quält. Ich hatte mal eine Dame, die so gerne Frieden mit ihrer Tochter geschlossen hätte - die lehnte einen Kontakt aber ab. Das finde ich grausam und es hat mich sehr berührt. 


Woher schöpfst du deine Kraft für deine Einsätze?
Im Prinzip „nur“ das Gefühl, etwas Gutes zu tun, auch wenn man nichts Materielles zurückbekommt. „Nehmen füllt die Hände, Geben füllt das Herz.“

Interview: Caritas, Januar 2021

 
von Ambulante Hospiz und Palliativberatung Fürstenfeldbruck